Im neuen Glauer Hof wird Inklusion gelebt
Einen Besuch im Glauer Hof hatte ich mir schon lange vorgenommen. Schön, dass es am 21. August im Rahmen meiner Sommertour „Familienfreundliches Brandenburg?“ nun endlich geklappt hat. Hier im ländlichen Raum vor den Toren Berlins ist es mit viel Engagement und mit Unterstützung von Fördermitteln gelungen, ein denkmalgeschütztes Gebäude so zu restaurieren, dass ein gemeinsames Wohnen von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung möglich wird. Die ersten Mieter sind im Februar 2024 eingezogen, nur 2 Wohnungen sind noch frei. Hier wird Inklusion gelebt – im günstigsten Falle entsteht hier sogar eine Art große Ersatzfamilie.
Barrierefrei leben
Im Glauer Hof sind 25 größtenteils barrierefreie Wohnungen entstanden. Die Bauvorhaben wurden u.a. vom Sozialministerium des Landes Brandenburg aus Lottomitteln unterstützt. Ich kann noch 2 freie Wohnungen im Glauer Hof besichtigen, eine geeignet für Menschen im Rollstuhl und eine andere für Menschen mit Sehbeeinträchtigung. Mir wird schnell bewusst, an wie viele Details hier beim Umbau gedacht wurde, um den Mieter*innen ein selbständiges Leben zu erleichtern, zum Beispiel breitere Türen, niedrigere Türklinken und Fenstergriffe, sich nach oben öffnende Schränke, Rollstuhl-geeignete Böden und Sanitärbereiche und vieles mehr.
Gemeinsames Leben fördern
Inklusion endet in Glau aber nicht bei den baulichen Voraussetzungen. Damit sich hier ein gemeinsames Leben entwickelt, achtet man bei der Vergabe der Wohnungen auf einen Mietermix. Siegfried und Johanna Sonntag freuen sich, dass die Wohnungen sowohl bei Jung und Alt als auch bei Menschen mit und ohne Beeinträchtigung gut ankommen. Wer ambulante Pflege benötigt, organisiert sich Hilfe individuell, zum Beispiel über die Sozialstation in Ludwigsfelde. Ab Herbst 2024 gibt es zusätzlich zu den schönen Außenflächen und einem Raum der Stille auch noch den „Treffpunkt inklusiv“. Nicht nur die Bewohnerinnen und Bewohner sollen hier untereinander in Kontakt kommen. Über monatliche Veranstaltungen möchte das Haus auch eine Anlaufstelle für alle Menschen in Glau, Blankensee und Umgebung werden.
Die Basis des Erfolgs – ein reges Gemeindeleben
In der kleinen Friedensstadt Glau wohnen nur rund 500 Menschen, vor Ort gibt es aber ein reges Gemeindeleben. Glau hat nicht nur einen Bioladen, eine Töpferei und ein Fitnesstudio. Auch ein Ärztehaus mit Physiotherapie, Zahnarzt und Heilpraktikerin ist auf kurzem Wege zu erreichen. Das kulturelle Angebot ist beeindruckend für einen so kleinen Ort. Die Basis für diese vielen Angebote sind besonders engagierte Menschen, einer großer Anteil davon gehört der Johannischen Kirche an. Auch Familien ziehen viele in die Friedensstadt Glau.
Für Interessierte
Wer mehr über die Geschichte des Glauer Hof erfahren und das sanierte Denkmal erleben möchte, der hat am 8. September beim Tag des offenen Denkmals die Chance. Von 14–17 Uhr gibt es öffentliche Führungen durch das renovierte Gebäude (je 30 min).
Zur Geschichte der Friedensstadt Glau und seines Gründers Joseph Weißenberg, hat Deutschlandfunk Kultur im Jahr 2016 einen informativen Beitrag erstellt unter dem Titel „Utopie einer Friedensstadt. Das himmlische Jerusalem im märkischen Sand“.
Aus Anlass des Geburtstages von Joseph Weißenberg laufen in der Friedensstadt Glau noch bis zum 25. August verschiedene Veranstaltungen zum Johannischen Kirchentag.