Eine Alternative zur Familie

Im neuen Glauer Hof wird Inklusion gelebt

Einen Besuch im Glauer Hof hatte ich mir schon lange vor­ge­nom­men. Schön, dass es am 21. August im Rah­men mei­ner Som­mer­tour „Fami­li­en­freund­li­ches Bran­den­burg?“ nun end­lich geklappt hat. Hier im länd­li­chen Raum vor den Toren Ber­lins ist es mit viel Enga­ge­ment und mit Unter­stüt­zung von För­der­mit­teln gelun­gen, ein denk­mal­ge­schütz­tes Gebäude so zu restau­rie­ren, dass ein gemein­sa­mes Woh­nen von Men­schen mit und ohne Beein­träch­ti­gung mög­lich wird. Die ers­ten Mie­ter sind im Februar 2024 ein­ge­zo­gen, nur 2 Woh­nun­gen sind noch frei. Hier wird Inklu­sion gelebt – im güns­tigs­ten Falle ent­steht hier sogar eine Art große Ersatzfamilie.

Vor dem reno­vier­ten Glauer Hof in Treb­bin OT Glau (von links): Gun­nar Pom­me­re­ning (Öffent­lich­keits­ar­beit Johan­ni­sche Kir­che, Frie­dens­stadt Wei­ßen­berg), Johanna Sonn­tag, Tho­mas von Gizy­cki und Dipl.-Ing. Sieg­fried Sonn­tag (Geschäfts­füh­rer Glauer Hof – Inklu­sion leben gGmbH)

Barrierefrei leben

Im Glauer Hof sind 25 größ­ten­teils bar­rie­re­freie Woh­nun­gen ent­stan­den. Die Bau­vor­ha­ben wur­den u.a. vom Sozi­al­mi­nis­te­rium des Lan­des Bran­den­burg aus Lot­to­mit­teln unter­stützt. Ich kann noch 2 freie Woh­nun­gen im Glauer Hof besich­ti­gen, eine geeig­net für Men­schen im Roll­stuhl und eine andere für Men­schen mit Seh­be­ein­träch­ti­gung. Mir wird schnell bewusst, an wie viele Details hier beim Umbau gedacht wurde, um den Mieter*innen ein selb­stän­di­ges Leben zu erleich­tern, zum Bei­spiel brei­tere Türen, nied­ri­gere Tür­klin­ken und Fens­ter­griffe, sich nach oben öff­nende Schränke, Roll­stuhl-geeig­nete Böden und Sani­tär­be­rei­che und vie­les mehr. 

Gemeinsames Leben fördern

Inklu­sion endet in Glau aber nicht bei den bau­li­chen Vor­aus­set­zun­gen. Damit sich hier ein gemein­sa­mes Leben ent­wi­ckelt, ach­tet man bei der Ver­gabe der Woh­nun­gen auf einen Mie­ter­mix. Sieg­fried und Johanna Sonn­tag freuen sich, dass die Woh­nun­gen sowohl bei Jung und Alt als auch bei Men­schen mit und ohne Beein­träch­ti­gung gut ankom­men. Wer ambu­lante Pflege benö­tigt, orga­ni­siert sich Hilfe indi­vi­du­ell, zum Bei­spiel über die Sozi­al­sta­tion in Lud­wigs­felde. Ab Herbst 2024 gibt es zusätz­lich zu den schö­nen Außen­flä­chen und einem Raum der Stille auch noch den „Treff­punkt inklu­siv“. Nicht nur die Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner sol­len hier unter­ein­an­der in Kon­takt kom­men. Über monat­li­che Ver­an­stal­tun­gen möchte das Haus auch eine Anlauf­stelle für alle Men­schen in Glau, Blan­ken­see und Umge­bung werden.

Die Basis des Erfolgs – ein reges Gemeindeleben

In der klei­nen Frie­dens­stadt Glau woh­nen nur rund 500 Men­schen, vor Ort gibt es aber ein reges Gemein­de­le­ben. Glau hat nicht nur einen Bio­la­den, eine Töp­fe­rei und ein Fit­nesstu­dio. Auch ein Ärz­te­haus mit Phy­sio­the­ra­pie, Zahn­arzt und Heil­prak­ti­ke­rin ist auf kur­zem Wege zu errei­chen. Das kul­tu­relle Ange­bot ist beein­dru­ckend für einen so klei­nen Ort. Die Basis für diese vie­len Ange­bote sind beson­ders enga­gierte Men­schen, einer gro­ßer Anteil davon gehört der Johan­ni­schen Kir­che an. Auch Fami­lien zie­hen viele in die Frie­dens­stadt Glau.

Für Interessierte

Wer mehr über die Geschichte des Glauer Hof erfah­ren und das sanierte Denk­mal erle­ben möchte, der hat am 8. Sep­tem­ber beim Tag des offe­nen Denk­mals die Chance. Von 14–17 Uhr gibt es öffent­li­che Füh­run­gen durch das reno­vierte Gebäude (je 30 min).

Zur Geschichte der Frie­dens­stadt Glau und sei­nes Grün­ders Joseph Wei­ßen­berg, hat Deutsch­land­funk Kul­tur im Jahr 2016 einen infor­ma­ti­ven Bei­trag erstellt unter dem Titel „Uto­pie einer Frie­dens­stadt. Das himm­li­sche Jeru­sa­lem im mär­ki­schen Sand“.

Aus Anlass des Geburts­ta­ges von Joseph Wei­ßen­berg lau­fen in der Frie­dens­stadt Glau noch bis zum 25. August ver­schie­dene Ver­an­stal­tun­gen zum Johan­ni­schen Kir­chen­tag.

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